Angie Stardust

Angie Stardust auf dem Sozius eines Motorrads, unbekannter Fahrer, signiert und gewidmet für eine Martina, privates Foto ohne weitere Kennzeichnung

Seite aus dem Fotoalbum von Gert Christian Südel, Collage „Dear Angie, I love you“

Seite aus dem Fotoalbum von und mit Gert Christian Südel, gemeinsam mit Angie Stardust und weiteren Weggefährt*innen, Berlin 1972

Seite aus dem Fotoalbum von Gert Christian Südel, Collage „Angie, my world is empty without you!“, Berlin 1970.

Seite aus dem Fotoalbum von Gert Christian Südel, Collage mit Angie Stardust und Romy Haag, Berlin, November 1972.

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Angie Stardust war eine legendäre Unterhaltungsgröße weit über den Hamburger Kiez in Hamburg hinaus: Soul-Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin, erster afroamerikanischer Bühnenstar im Club 82. Geboren 1940 in Norfolk, Virginia (USA), seit 1974 wohnhaft in Deutschland, gestorben 2007 in Hamburg im Alter von 67 Jahren. Sie spielte in verschiedenen Filmen mit: Perrak (1970), die Alptraumfrau (1981), Stadt der verlorenen Seelen (1983), Eine Handvoll Vergnügen (1987) und gründete 1991 „Angies Nightclub“ auf der Reeperbahn. Auftritte in verschiedenen Clubs und Theatern in Berlin, Cannes, Hamburg, Marseilles und Paris. Sieben Mal verhaftet wegen des Tragens von Frauenkleidung in der Öffentlichkeit. Die längste Strafe umfasste einen Monat Haft.

Angie Stardust (1940-2007) wurde in Norfolk, Virginia, geboren. Aufgewachsen ist sie jedoch in Harlem, New York. Bereits in der Kindheit merkte Angie Stardust, dass sie eine Frau war. Sie erlebte regelmäßig häusliche Gewalt durch ihren Vater. In Harlem lernte Angie Stardust bald eine transgeschlechtliche Frau kennen, mit der sie sich anfreundete und die ihr weibliche Hormone besorgte. Als New Yorker Drag Queen hatte sie seit dem Alter von 14 Jahren in Clubs wie der Jewel Box Revue Auftritte. In den 1960er Jahren in New York, wo afroamerikanische Entertainer in vielen Etablissements nicht willkommen waren und weiße Drag Queens nachts vor einem überwiegend heterosexuellen Publikum auftraten, schaffte es Angie Stardust eine Ausnahme zu sein. Im Club 82 trat sie bereits Ende der 1950er Jahre auf und wurde dadurch zum ersten afroamerikanischen Bühnenstar.

Einladung nach Deutschland

Angie Stardust tourte im Alter von 19 Jahren durch Europa. Unter anderem fand sie Anstellung in der Showgruppe des Chez Nous in Berlin und dem Pulverfass Cabaret in Hamburg. Später ließ sie sich in Hamburg nieder und war 1983 die Managerin des ersten rein männlichen Stripclubs in Hamburg, dem Crazy Boys.

Die Hamburger Jahre

Schon bevor Angie Stardust ihren Nachtclub gründete, war sie eine bekannte Größe auf dem Kiez von St. Pauli. So trat sie u. a. im Pulverfass Cabaret auf und auch dort wurde sie schnell zu einem Star. Ihre Beziehung zu Heinz-Diego Leers, dem Besitzer des Pulverfasses, ging über das Professionelle hinaus und so schenkte er ihr die Summe für ihre geschlechtsangleichende Operation. Während ihrer Zeit in Hamburg engagierte Angie Stardust sich zudem für andere transgeschlechtliche Menschen. Denjenigen, die von Obdachlosigkeit betroffen waren, gab sie bei sich Unterkunft. Sie versuchte diesen Menschen eine Anstellung zu vermitteln, damit sie finanziell auf eigenen Beinen stehen konnten. Einige durften in ihrem Nachtclub auf der Bühne ihre ersten Auftritte darbieten und als Nachwuchskünstler*innen durchstarten. Nicht alle strebten jedoch eine Bühnenkarriere an und so nutzte Angie Stardust ihre Kontakte, um sie in andere Branchen zu vermitteln.

Die letzten Jahre

Nach mehreren Schlaganfällen wurde es ruhig um Angie Stardust. Sie starb mit 67 Jahren nach langer Krankheit . In den letzten Jahren saß sie im Rollstuhl. 1999 erfüllte sie sich einen Herzenswunsch und reiste mit ihrer Pflegerin Annette Tillmann nach Paris. „Ich habe den guten Kampf gekämpft, mein Werk vollendet, die Treue gehalten“, heißt es in ihrer Todesanzeige. Ihre Freund*innen nahmen am 14. November 2007 in der Heiligen Dreifaltigkeitskirche am St. Georgskirchhof von ihr Abschied und feierten sie am 16. November im Angie's Nightclub mit einem Gedenkkonzert.